Man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen

Schüler des Ganerben Gymnasiums forschten im Stadtarchiv zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Künzelsau. Stolpersteine sollen ab Februar nächsten Jahres als Zeichen des aktiven Gedenkens an sie und ihr Schicksal erinnern. Paten für diese Stolpersteine werden gesucht. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ So zitiert der Kölner Künstler Gunter Demnig den Talmud. Seine Stolpersteine gedenken mittlerweile nicht nur in Deutschland der Menschen, die der Ideologie des Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Die Steine werden vor dem zuletzt frei gewählten Wohnort in den Gehweg eingelassen und sollen die Erinnerung lebendig halten. Unter diesem Leitgedanken begaben sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9c des Ganerben Gymnasiums am 13. November auf die Suche ins Stadtarchiv. Nach einer kurzen Einführung in die Aufgaben eines Archivars und den Zweck eines Archivs durch den Stadtarchivar Herrn Kraut, begannen sie mit der Arbeit. In Gruppen aufgeteilt und ausgehend von Archivmaterialien, erforschten sie die Geschichte der jüdischen Gemeinde. Insbesondere die Ereignisse der Reichspogromnacht 1938, die in Künzelsau erst am 10. November stattfand, beschäftigten die Schüler sehr. Die Vorstellung, dass in der Nähe des Gedenksteins, der seit 1986 an diesen Tag erinnert, einmal eine Synagoge stand und diese, wie viele andere niedergebrannt wurde, fiel den Schülern schwer. In Künzelsau sollen ab dem 09.02.2015 insgesamt 23 Stolpersteine an unsere ehemaligen Mitbürger erinnern. Hierzu ist es notwendig, den letzten Wohnort und die Biographien der Opfer zu rekonstruieren. Auf den Steinen werden diese dann in Kurzform wiedergegeben. Insgesamt zwei Gruppen kümmerten sich darum, diese Angaben zu den Familien Hanauer, Würzburger, Ledermann, Goldstein und Neumann zu rekonstruieren. Eine der Inschriften wird lauten: HIER WOHNTE EMANUEL HANAUER JG. 1870 „SCHUTZHAFT“ 1938 DACHAU DEPORTIERT 1942 THERESIENSTADT 1942 TREBLINKA ERMORDET 5 10 15 20 25 30 35 Diese Stolpersteine werden von Demnig verlegt und sollen durch Patenschaften finanziert werden (Kosten pro Stein: 120 €). Das Ganerben Gymnasium steht als einer der Paten fest. Die Vergabe der Patenschaften für die Steine der o.g. Familien wird vom Initiator des Stolpersteinprojekts, Herrn Matthias Schneider, Geschichtslehrer des Ganerben Gymnasiums, organisiert. Die Kosten werden über ein Konto der Stadt Künzelsau abgewickelt. Anfragen sollten sich bitte direkt an Herrn Schneider (mschneider2014@gmx.de) richten. Organisatorisch ist es leider nicht möglich, allen Opfern zugleich mit einem Stein zu gedenken. Wichtig ist, dass auch in Hohenlohe bald über diese Gedenksteine gestolpert wird. Dabei stolpert man nicht wirklich und fällt zu Boden, sondern man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen.