Ich bin Marie Würfel, besuche die 10. Klasse am Garnerben-Gymnasium und verbringe
derzeit drei Monate mit Erasmus+ in Frankreich.

Am 20. August bin ich nach Nantes geflogen und ich werde bis zum 29. November
bleiben. Ich wohne am Wochenende bei meiner Austauschpartnerin Elsa. Elsa war bereits
im vergangenen Schuljahr von Ende März bis Ende Juni in Deutschland und ist bei uns in
die 10. Klasse gegangen. Nun besuche ich mit ihr unter der Woche das Internat des Lycée
Grand-Air in La Baule-Escoublac. La Baule ist ein bekannter und beliebter Badeort an der
französischen Atlantikküste, ca. eine Stunde nordwestlich von Nantes.

In diesem Bericht möchte ich auf meine Anfangszeit zurückblicken – mit einem
besonderen Fokus auf den französischen Alltag sowie auf kulturelle Unterschiede und
Gemeinsamkeiten.

Da ich bereits zehn Tage vor Schulbeginn angereist bin, hatte ich die Möglichkeit, an einer
großen Familienfeier teilzunehmen, die einmal im Jahr stattfindet und bei der auch die
entfernteren Verwandten zusammenkommen. Dafür sind wir etwa zwei Stunden lang ins
Landesinnere gefahren und haben zwei Tage in einem gemieteten Anwesen verbracht.
Dort wurde ich sehr herzlich aufgenommen und bekam einen ersten Einblick in die
französische Kultur. Anfangs musste ich mich daran gewöhnen, dass man sich zur
Begrüßung zwei Küsschen auf die Wange gibt, aber inzwischen ist das für mich ganz
selbstverständlich.

Am 1. September begann schließlich die Schule und mit ihr ein aufregender Alltag. Der
erste Schultag war noch nicht sehr anstrengend, da mein Jahrgang erst um 14 Uhr mit 2
Stunden Unterricht begann. Besonders überrascht hat mich, wie groß das Schulgelände
ist. Es besteht aus mehreren Gebäuden und jeder Lehrer hat seinen eigenen
Unterrichtsraum. Dadurch wechselt man zu jeder Unterrichtsstunde den Raum und oft
auch das Gebäude. Das Gelände liegt in einem Pinienwald und man fühlt sich wie in
einem Park, statt auf einem Schulgelände. Ein weiterer Unterschied ist die Klassengröße:
In meiner Klasse sind wir beispielsweise 35 Schülerinnen und Schüler, was hier der Norm
entspricht.

Der Unterricht endete am ersten Schultag bereits um 16 Uhr, und da wir unsere
Internatszimmer noch nicht beziehen konnten, sind wir an den Strand gegangen, der nur
zehn Minuten zu Fuß entfernt ist.

Gegen 17 Uhr gab es eine kleine Versammlung für die rund 70 Internatsschülerinnen und
-schüler, bevor wir schließlich unsere Zimmer beziehen durften. Ich teile mir ein Zimmer
mit einem Mädchen aus der Abschlussklasse, mit der ich mich auch außerhalb des
Internats gut verstehe. Meine Austauschpartnerin und ich sind nicht zusammen in einem
Zimmer, damit ich auch andere Leute kennenlerne und Kontakte knüpfe.

Das Abendessen fand um 18.30 Uhr in der Mensa statt. Dabei fiel mir sofort auf, dass die
Auswahl viel größer ist als bei uns. Eine Mahlzeit besteht dort, typisch für Frankreich, aus
einem „Entrée“, der Vorspeise, dem Hauptgang, dem Nachtisch und noch Käse oder
Joghurt. Alle Mahlzeiten werden in der schuleigenen Küche frisch zubereitet.

Nach dem Essen hatten wir Freizeit bis 21.55 Uhr, die wir entweder in unseren Zimmern
oder im Aufenthaltsraum verbringen konnten. Normalerweise findet von 19.30 bis 21 Uhr
noch eine „Lernzeit“ statt, in der wir weder mit unseren Zimmerpartnerinnen reden noch
unsere Handys benutzen dürfen. Am ersten Tag fiel diese Lernzeit allerdings aus. Dadurch
hatten wir noch Zeit für Kennenlernspiele im Hof, bis wir dann um 22 Uhr unsere Handys
abgeben mussten, da ab da Nachruhe herrscht.

Die ersten Wochen empfand ich als sehr anstrengend, da die Schultage hier deutlich
länger sind. An drei bis vier Tagen pro Woche haben die Schülerinnen und Schüler bis 17
oder sogar 18 Uhr Unterricht. Das war für mich eine große Umstellung. Hinzu kommt, dass
eine Unterrichtsstunde 55 Minuten dauert und manche Lehrkräfte bei Doppelstunden
keine Pause einlegen.

Abschließend kann ich sagen, dass ich mich an meiner neuen Schule sehr wohlfühle.
Schon vom ersten Tag an wurde ich herzlich aufgenommen und es ist mir leichtgefallen,
mich zu integrieren, da viele Mitschülerinnen und Mitschüler von sich aus auf mich
zugekommen sind und mich sofort mit einbezogen haben.
Auch in meiner Gastfamilie fühle ich mich sehr willkommen. Ich wurde mit offenen Armen
empfangen und ihre freundliche und herzliche Art hat sehr dazu beigetragen, dass ich hier
ein „zweites Zuhause“ gefunden habe.