Nach zwei Wochen Dänemark und einer Woche Eingewöhnungszeit zurück in unser eigentlich vertrautes, aber dann doch sehr unterschiedliches deutsches Schulsystem, wollen wir in einem kurzen Bericht unsere Erlebnisse und Eindrücke teilen, auch über die rein schulischen Erfahrungen hinaus.
Teil 1: Aarhus
Angekommen nach einer um mehrere Stunden verspäteten Zugfahrt in der zweitgrößten Stadt Dänemarks lag unser Fokus zunächst auf kulturellen und ökologischen Eindrücken, die wir in Museen und in den natürlicher geprägten Stadteilen zu sammeln versucht haben. Erkennbar wird anhand des Stadtbildes, dass Aarhus eine auf Modernität und Umweltschutz bedachte Großstadt ist, mit mehreren, größtenteils der Natur überlassenen Flächen sowie einem Überangebot an informativen Institutionen, auch und vor allem in kultureller Hinsicht. Als Beispiel für letztgenanntes dient das vor über 100 Jahren eröffnete, bei sowohl Einheimischen als auch Touristen sichtlich beliebte Freilichtmuseum Den Gamle By, das über die Grenzen von Aarhus hinaus in ganz Dänemark populär ist. Die Betreiber sind darauf bedacht, den Wandel der dänischen Gesellschaftsverhältnisse über die gesamte Geschichte des Landes hinaus zu illustrieren. Das begründet, wieso unmittelbar nach dem Eingang, an dem für unter-18-Jährige kein Cent Eintritt verlangt wird, gegenüber einer Reihe von heruntergekommen wirkenden Fachwerkhäusern ein aus den 1990ern stammender 7-elevenShop (die erste in Dänemark eröffnete Filiale) zu sehen ist. Neben öffentlichen Gebäuden werden auch – mit Genehmigung der Besitzer – Privatwohnungen gezeigt. Dabei haben die Besitzer ihr Eigentum mitsamt ihrer Privatsphäre selbstverständlich nicht dem Museum verkauft, sondern eingewilligt, dass detailgetreue Kopien ihrer Apartments ausgestellt werden. Ebenfalls zu benennen ist das moderne und auch in architektonischer Hinsicht bewundernswerte Kunstmuseum ARoS, welches, wenn auch weniger auf die Landesgeschichte bezogen, durch die Werke von bei weitem nicht immer, aber häufig dänischen Künstlern einen Teil von einheimischer Kultur vermitteln will. Nach dem Besuch bleibt allerdings jedoch weniger der kunsthistorische Informationsgehalt als vielmehr die Aussicht in Erinnerung, welche man durch die Fenster im Gebäude und vor allem dem auf dem Dach angebrachten Rundlauf hat. In ökologischer Hinsicht bietet Aarhus neben den zahlreichen Grünflächen und Parks sowie dem Strandgebiet mit einem botanischen Garten auch eine überdachte Institution, die das Stadtbild umweltbewusster gestaltet. Darüber hinaus zu erwähnen ist daneben ein zentral gelegener Stadtteil mit Gebäuden aus für den gewöhnlichen Hausbau sehr unkonventionellen Baumaterial, welches im Normalfall wohl auf dem Schrottplatz jeder anderen, weniger ökologischen Großstadt liegen würde. Aarhus bietet in ökologisch nachhaltiger Hinsicht ein von der Norm stark abweichendes Beispiel, welches als Inspiration für andere, verschmutzte, nicht-skandinavische Großstädte dienen kann.
Teil 2: Thisted / Das dänische Schulsystem
Nachdem wir die ersten drei Tage in Aarhus verbracht haben, fuhren wir mit dem Zug weiter in den Norden nach Thisted, wo wir von unseren Gastfamilien empfangen wurden. Die ca. 13.000 Einwohner zählende Stadt liegt am Ufer des Limfjordes und ist im Gegensatz zur Großstadt Aarhus eher ländlich gelegen. Dort haben wir die restlichen zehn Tage unseres Austauschs verbracht und konnten uns einige Einblicke in das dänische Schulsystem verschaffen. Der wohl größte Unterschied zwischen dänischen und deutschen Schulen besteht in der Ausstattung an den Schulen: Während in Deutschland meist noch mit Stift und Papier gearbeitet wird, ist der Einsatz digitaler Endgeräte im Unterricht in Dänemark wesentlich gebräuchlicher. Auch Smartphones werden an dänischen Schulen eher geduldet als in deutschen. Doch auch die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern weist gravierende Unterschiede auf, was sich im, verglichen mit den hiesigen Gebräuchen, sehr persönlichen und intimen Umgang zeigt. So erfolgt die Anrede auf beiden Seiten beispielsweise ausschließlich mit dem Vornamen. Der Unterricht an der dänischen Schule beginnt wie in Deutschland um 8:00 Uhr, endet jedoch spätestens um 15:20 Uhr. Davon abgesehen ist uns außerdem aufgefallen, dass Nachhaltigkeit an der dänischen Schule eine größere Rolle spielt. Am Thisted Gymnasium gibt es ein eigenes Komitee für Umweltschutz, dessen Mitglieder sich unter anderem bereits für die Errichtung von Solarzellen oder das wöchentliche Servieren von vegetarischem Essen in der Schulkantine eingesetzt haben. Trotz der Unterschiede konnten wir allerdings auch Gemeinsamkeiten feststellen. Auch in Dänemark bekommen Schüler gelegentlich Hausaufgaben, meist in einem ähnlichen Umfang wie in Deutschland. Auch werden trotz der besseren digitalen Ausstattung teilweise immer noch Tafeln genutzt.
Als Fazit wollen wir unsere Dankbarkeit für die durch den Einblick in das Schulsystem neugewonnenen Eindrücke, auch in Bezug auf den kulturellen Aspekt, betonen, die uns der von Erasmus finanzierte und koordinierte Austausch mit den Gastschülern vom Thisted Gymnasium ermöglicht hat. Daneben gilt unser Dank den Verantwortlichen beider Schulen, die durch die gelungene Kommunikation wesentlich zu einem für uns prägenden Austausch beigetragen haben.
Julia Gunnesch, Daniel und Florian Maier